Geschichte
Chronik der Gründerjahre des JCR2004 hieß es: 50 Jahre Judo-Club Rüsselsheim......!
Da fragt man sich: Wie war das damals eigentlich noch? In unserer Chronik erinnern wir deshalb insbesondere an die Gründerzeiten
Spätestens bei der Recherche in vergilbten Zeitungsausschnitten, Ergebnislisten, Tabellen und vor allem den „ ...weißt Du noch??...“ -Gesprächen, wird einem bewusst, was dieser Verein, seine Kämpfer, seine Verantwortlichen in allen Positionen, aber auch all die aktiven Helfer hinter den Kulissen, in diesen Jahren geleistet haben.
Die Geschichte des Judo-Club Rüsselsheim beginnt Anfang 1954. Damals hatte sich in Rüsselsheim eine Gruppe junger Leute gefunden, die sich für Judo interessierten. Die wichtigsten unter Ihnen waren die Sportfreunde:
Günter Fritsch
Reinhold Lamboy
Willi Faschinetti
Um die Basis für eine Vereinsgründung zu verbreitern, gab man eine Zeitungsannonce auf und verkündete die Absicht, einen Judo-Club gründen zu wollen. Die Resonanz auf diese Annonce war beeindruckend. Günter Fritsch, der im Krieg Judo gelernt hatte und Reinhold Lamboy, der auf eine kurze Judoausbildung zurückblicken konnte, waren stolz, etwa 30 Personen zu diesem Termin in der Gaststätte „Zum Keglerheim“ begrüßen zu dürfen. Beide Sportler sollten nun auch für das Entstehen des Vereins einen herausragenden Anteil nehmen. Die wichtigste Aufgabe der Versammlung vom 21. Februar 1954 war die Wahl eines provisorischen Vorstandes, dem als vordringlichste Aufgabe die Erstellung einer Satzung zufiel. Erster Vorsitzender wurde Günter Fritsch. Die Turnhalle der Parkschule war der erste Trainingsraum des JCR. Zum ersten Trainingsabend erschienen etwa 70 Interessente. Nachdem zunächst drei Monate auf Kokosfaser-Matten trainiert wurde, erwarb man schließlich eine Ringer-Matte. Auch diese Matte war natürlich wegen der ihrer Oberflächenbeschaffenheit nicht gerade das geeignetste für Judo, aber der Idealismus und die sportliche Begeisterung für den Sport unter den Gründern war so groß, dass man nicht nur mit diesen Schwierigkeiten fertig wurde, sondern sogar noch Fortschritte erzielen konnte. Im Mai 1954 schlug Herr Alfred Rhode den Dan-Träger Herrn Becker vom 1. DJC Frankfurt als Trainer für den Judo-Club Rüsselsheim vor. Er nahm den Auftrag an und leitete einmal pro Woche das Training des JCR. Vom 1. DJC Frankfurt brachte Becker auch den Sportkameraden Bruno Pempe mit, der zu dieser Zeit als Träger des 1. Kyu (Braungurt) zu den besten Kämpfer in der Zunft zählte. Der Beitritt Bruno Pempes war ein weiterer, wesentlicher Markstein in der Geschichte des Vereins. Bruno, der 2003 im Alter von 75 Jahren verstarb, war unter anderem von 1966 bis 1968 JCR-Präsident. Im Spätsommer 1955 startete der erste Vergleichskampf. Ein großer Augenblick, nicht nur für die Kämpfer des JCR, sondern für den gesamten Verein. Dem Gegner TV Biebrich, seinerseit schon etabliert in der Judoszene, unterlag das 25-köpfige JCR-Team deutlich. Lediglich ein einzelnes Remis stand am Ende auf der Habenseite. Unter der Leitung von Günter Fritsch war die Vereinsführung bestrebt, weitere Kämpfe austragen zu können, um den Kämpfern mehr Selbstvertrauen zu vermitteln. Im Vergleich mit den Vereinen aus Offenbach und Darmstadt behielt man die Oberhand. Der Modus wurde beibehalten, das so genannte „Städteturnier“ in der Stadthalle Rüsselsheim“ gewann in den späteren Jahren an Prestige. Mit dem neuen Trainer Bruno Pempe stellten sich nunmehr auch erste große Erfolge ein. Er selbst ging mit bestem Beispiel: Im Leichtgewicht sicherte er viele wertvolle Punkte. 1956 stand der Verein in der aktiven Klasse bereits auf festen Beinen. Nun mussten gleichzeitig im Bereich der Jugendarbeit die Defizite ausgeglichen werden. Fortan wurde der Schwerpunkt der Vereinsaktivitäten in die Jugendarbeit gelegt. 1957 wurde Robert Heil als Jugendwart gefunden – ein absoluter Glücksgriff, wie sich erweisen sollte. Von da an ging es bei den Schülern und der Jugend des JCR aufwärts und schon bald war die Rüsselsheimer Nachwuchsarbeit in ganz Hessen führend. 1961 legte Günter Beckhaus als erstes Vereinsmitglied des JCR erfolgreich die Prüfung zum 1. Dan in Wiesbaden ab. Günter war zwei Jahre später auch der erste Träger des 2. Dan innerhalb des JCR. Zum zehnjährigen Bestehen des Vereins 1964 zählte man bereits mehr als 250 Mitglieder. In der relativ kurzen Zeit seines Bestehens hatte sich der JCR bereits einen guten Namen errungen und sich in der Spitzengruppe der hessischen Vereine etabliert. Titel und Medaillen auf Hessischen Meisterschaften sowie die Teilnahme an Deutschen Meisterschaften waren zu verzeichnen. Den größten Erfolg hatte zu diesem Zeitpunkt Karl Rosin mit dem 3. Platz bei den Europäischen Judo-Jugendmeisterschaften in Genf errungen. Gleichzeitig kämpfte er bereits mehrmals in der Jugendnationalmannschaft. Auch Manfred Bender, 1963 und 1964 Hessischer Jugendmeister im Schwergewicht, gehörte zur deutschen Spitzenklasse, was sein 3. Platz bei den Deutschen Meisterschaften in Hamburg unterstrich. In Anbetracht seiner großen Erfolge im Jugendbereich wurde Robert Heil zum ersten Ehrenmitglied des JCR ernannt.
1966 wurde Willi Moritz erster Deutscher Jugendmeister und Manfred Liedtke, als erfolgreichster Kämpfer der Jugendmannschaft seit Jahren, Deutscher Vizemeister. Die Jugendmannschaft holte zum ersten Male die Südwestdeutsche Mannschaftsmeisterschaft, die sie bis 1969 stetig verteidigte. Viermal hintereinander wurden sie auch bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften mindestens Vierter. 1967 wurde man Deutscher Vizemeister, 1968 und 1969 Deutscher Meister.
1967 war Willi Moritz Teilnehmer bei den Europameisterschaften in Lissabon. Manfred Liedtke hatte sich in diesem Jahr zum vierten Mal für die Deutschen Jugendmeisterschaften qualifiziert. 1964 belegte er in Hamburg den 8. Platz, 1965 in Nürnberg den 4. Platz und 1966 wurde er in Bad Nauheim Deutscher Vizemeister
1968 wurde Wolfgang Schumacher Internationaler Luxemburgischer Meister, Wilfried Nußbeutel wurde für seine sportlichen Erfolge zum Sportler des Jahres gewählt.
Die Jahre vergingen seither, geschmückt wurden sie stets mit großen Erfolgen: In der Männerbundesliga holte der JCR 1977 und 1982 den Titel, in den Jahren 1983 und 1984 feierte man jeweils den Europacup-Triumph. Die Frauen stehen dem nicht hinten an: 1983, 1986, 1987 sowie ganz aktuell in der Saison 2003 sicherte man sich die Meisterschaft in der Bundesliga (lesen Sie dazu auch unser „Special“).
Insgesamt konnten Sportler des JCR 94 Einzeltitel auf Deutschen Meisterschaften erringen, 67 Mal holte sich ein JCR-Athlet DM-Silber, 121 belegte ein Kämpfer Rang drei. In 50 Jahren feierte der Verein rund 300 Südwestdeutsche sowie mehr als 560 Hessische Meisterschaften. Im Mannschaftsbereich stiegen JCR-Teams allein 15 mal auf das oberste Treppchen in der Bundesrepublik, 130 Mal wurde eine Mannschaft Landesmeister.
Der JCR wird 1990 aufgrund seiner vorbildlichen Jugendarbeit mit dem "Grünen Band der Sympathie" der Dresdner Bank AG geehrt
Einige wenige Sportler schafften gar den ganz großen Wurf: 5 Mal gab es eine WM-Medaille zu bejubeln, 19 Mal erkämpfte sich ein JCR’ler Edelmetall auf einer Europameisterschaft. Mit Daniel Lascau geht in der Vereinsgeschichte der bislang einzige Weltmeister in der JCR-Chronik hervor. In der Gewichtsklasse bis 78 Kilogramm sicherte er sich 1991 den Titel. 2003 markiert schließlich auch das Ende zweier Ären:
+ der 35-jährigen Teilnahme in der 1. Bundesliga der Herren ebenso, + wie das Ende der Ära von Manfred Liedtke, in seiner 14-jährigen Tätigkeit als Präsident dieses renommierten Vereines.
Mit Peter Kreuzer präsentierte Manfred Liedtke seinen Wunschkandidat, der mit sportlich-fachlicher Kompetenz den Verein in eine aussichtsreiche Zukunft führen soll.
Quelle: Die wiedervereinigten Judo-Stars, Eine Dokumentation zum Judo-Gala-Abend ´91, Gesamtkonzeption: H. Schreiner